Transsexualität

Tote Namen

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Von Toten Namen spricht man bei Transsexuellen, über die Namen, die sie bei der Geburt von ihren Eltern bekommen haben. Beginnen Transsexuelle dann in ihrem wahren Geschlecht zu leben, entsteht auch der Wunsch nach dem passenden Namen zum neuen Leben. Wie ich meinen Namen gefunden habe und warum ich unter zwei Namen bekannt bin erfahrt ihr hier. Dort habe ich auch schon kurz erklärt, warum es für mich kein Problem ist, dass die Menschen meinen alten Namen wissen. Aber natürlich kann ich auch die Menschen verstehen, die sich von ihrem alten Leben komplett verabschieden, um wirklich neu beginnen zu können. Und dazu gehört es auch, den Geburtsnamen auszulöschen. Gerade Kindern wird es einfacher gemacht, wenn sie schon früh mit ihrem neuen Namen angesprochen werden und dieser auch ausschließlich genutzt wird. Für sie ist es auch einfacher, die bis dahin wenigen Jahre, zu tilgen. Je später ein Trans*Mensch sich aber für seine wahre Identität entscheidet, um so schwieriger wird es das Umfeld an den neuen Namen zu gewöhnen. Deshalb ziehen viele den Ortwechsel vor, um wirklich ein neues Leben beginnen zu können. Keine leichte Entscheidung.

Wofür ich aber kein Verständnis habe, ist, dass unter Reportagen, egal ob Artikel oder Fernsehberichte, ständig die Kommentare auftauchen, die anprangern, dass alte Namen benutzt werden. Somit kommen die Verantwortlichen immer in Erklärungsnot, was der eigentlichen Sache stets schadet. Dabei ist es nun mal so, dass, wenn die Redakteure solche Artikel verfassen, den Menschen, über die geschrieben wird, es völlig frei steht, ihre alten Namen zu nennen, oder darum zu bitten diese nicht zu erwähnen. Und wenn sie keine Probleme damit haben, dass die Namen genannt werden, dann sollte man es hinnehmen. Anstatt lange und tadelnde Texte darüber zu schreiben.

Auch mein alter Name wurde in der Vergangenheit häufig genutzt, was für mich ebenfalls kein Problem darstellt. Warum auch, schließlich gehörte er 35 Jahre zu mir, also kennen mich viele Menschen länger unter diesem Namen, als unter meinem neuen Namen Stella. Und die meisten Menschen, die ich heute kennenlerne, interessieren sich auch nur selten für meinen Ursprungsnamen. 2002 bin ich mit meiner Webseite angetreten, um über Trans* aufzuklären. In der heutigen Zeit wäre es für mich ein leichtes gewesen, all die alten Aufzeichnungen zu verbannen. So zu tun, als hätte mein Leben erst vor fünf Jahren angefangen. Das hat es aber nicht. Schließlich haben mich auch die ersten 35 Jahre zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Mein Weg, meine Gedanken, sollen anderen helfen, damit vielleicht ihr Weg etwas einfacher wird. Und dazu gehört eben auch über die Vergangeheit zu reden, mit all ihren Tiefen und Höhen. Und Namen.

Dies soll nun kein Appell dafür werden, dass jeder mehr offen mit seiner Vergangeheit umgeht. Vielmehr sollte man diesen Menschen dankbar sein, die es von sich aus machen, um der Gemeinschaft zu helfen, sichtbarer zu sein. Denkt immer daran: Die Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben immer die freie Entscheidung darüber, was sie von sich preisgeben. Und deswegen hat auch niemand außenstehndes diese Entscheidung zu kritisieren!

2 Kommentare

  1. Tja … mein Geburtsname ist von mir ziemlich getilgt worden und wenn ich beim Arzt mit ihm angesprochen werde, fühlt sich das an, als ginge es gar nicht um mich. Neuen Bekannten sage ich meinen alten Namen gar nicht und bin – dank dgti-Ausweis – unter meinem neuen Namen an der Uni gemeldet.

  2. Hallo Stella,
    vielen Dank für Deinen Post.
    Auch ich mache keinen Hehl aus meinem alten Namen, denn ich habe diesen immerhin 52 Jahre lang benutzt und dies auch noch in meiner Position als Systemhausinhaberin bzw. Geschäftsführerin. Und genau wie Dich nerven mich diese Kommentare bezgl. Deadnaming total.
    Jede Person sollte für sich entscheiden dürfen, ob, wann und wie sie mit Ihrem alten Namen umgeht, denn dies ist unser Recht auf freie Selbstbestimmung.

    Liebe Grüße
    Ricarda

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