Transsexualität

Sexuelle Belästigung – Wenn ein Nein! nicht akzeptiert wird

Egal ob im Internet oder im realen Leben, die Männer werden immer dreister
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Als transsexuelle Frau hat man es ohnehin schon nicht einfach und so versucht man seine Erfahrungen mit anderen zu teilen, um ihnen Mut zu machen oder ihnen den richtigen Weg zu weisen. Doch die Hashtags, die mit transsexualität zu tun haben, werden immer mehr von Männern genutzt, die auf der Suche nach einem Abenteuer sind. Die etwas „besonderes“ und „verbotenes“ suchen. Und somit wird täglich mein Postfach mit Nachrichten des starken Geschlechts geüllt. Bei manchen geht es nicht über ein „Hi!“ oder ein „Herzchen“ drüber hinaus, was von mir auch gekonnt ignoriert wird. Nachrichten mit mehr Inhalt und Liebesbekundungen verweise ich auf mein Profil und meine FAQs, in denen eindeutig geschrieben steht, dass ich auf das weibliche Geschlecht stehe. Trotzdem sind die Herren der Schöpfung so von sich überzeugt, dass sie mich versuchen zu überreden, es doch einmal mit einem Mann zu probieren. Manches verläuft dann im Sande, anderes Ende mit Beleidigungen. Und schließlich gibt es noch die Schreiberlinge, die mir Videos und Fotos von ihrem besten Stück senden, Lesbische Videos, Links zu einschlägigen Seiten. Diese Herren werden von mir umgehend gemeldet und blockiert. In letzter Zeit nicht wenige, die dieses Schicksal ereilt hat. Mag ja sein, dass es viele transsexuelle Damen gibt, die auf soetwas stehen und sich problemlos von den Männern aushalten lassen. Aber ich eben nicht. Bei mir ruft das eher Ekel hervor.

Doch im Gegensatz zum wahren Leben, ist dass, was im Internet so abgeht, alles noch zu verkraften, denn man kann es gekonnt ignorieren. Außerhalb der Datenautobahnen sieht es schon ganz anders aus. Da sind diejenigen aktiv, die sich nicht hinter anonymen Profilen verstecken und glauben die ganze Welt würde ihnen gehören, wo sie machen können was sie wollen. Wo vor ein paar Jahren die Belästigungen glücklicherweise eher selten waren, nehmen sie in letzter Zeit immer mehr zu. Man wird in der Bahn angesprochen, unsittlich berührt, eingekreist. Auf dem Weg wird man verfolgt, angehalten und genötigt. Und egal was man tut, ob schweigen und ignorieren, oder die anderen zur Rede stellen und ein klares Nein! äußern, den Männern ist es egal. Da hilft auch kein wegsetzen, es wird eher als Spiel gesehen. Als Herausforderung. Seit einigen Jahren trage ich einen Alarm mit mir herum, das Handy in der Hand und den Polizeinotruf wählbereit. Glücklicherweise musste ich es bis jetzt nur einmal einsetzen. Und falls jetzt kommt: Da darfst du dich nicht so freizügig anziehen! Ich kann versichern, dass ich selten freizügig angezogen bin und selbst in dickem Pullover und langer Kleidung nicht in ruhe gelassen werde. Falls die Frage nach der Bevölkerungsgruppe aufkommt: Es sind Männer, durch alle Nationalitäten. Ja, auch deutsche! Ich will jetzt keine Statistik aufstellen, denn es ist schon schlimm genug, dass ich immer mehr Angst habe nachts unterwegs zu sein, was aber meine Arbeit nicht anders zulässt. Gegen einen einzelnen könnte ich mich noch ganz gut zur Wehr setzen, aber bei einer Gruppe von drei vier wird es schon schwieriger. So mal sehr schwer einzuschätzen ist, wie die anderen reagieren. Bis jetzt konnten mich immer andere aus den brenzligen Situationen befreien, oder es hatte gereicht, dass ich den Notruf wählte. Die Nacht danach war meist schlaflos, da ich das Ganze irgendwie verarbeiten musste, in dem ich mich mit anderen Sachen abgelenkt habe. Doch die Angst bleibt weiterhin. Und die Hoffnung, dass sich die Situation niemals verschärft.

Gerade in den Zeiten von „MeToo“ und Gewalt gegen Trans*Frauen wird einmal mehr deutlich, wieviel noch zu tun ist. Es gibt viele Männer, für die sind Frauen das schwache Geschlecht, über welches sie kompromisslos herrschen können. Doch Transsexuelle stehen noch weiter unten: Von vielen werden sie nicht als Frauen akzeptiert und als etwas minderwertiges angesehen. Nicht selten fallen die Begriffe Abschaum, Freak oder Unnormal. Diese Frauen werden gedehmütigt, misshandelt (und da ist es egal ob körperlich oder seelisch) und in einigen Fällen umgebracht. Diesen Menschen wird das Leben zur Hölle gemacht, dabei wollen sie nur ein „normales“ Leben führen. Doch durch die offene Dirkriminierung werden sie in die Depression getrieben, auf die nicht selten der Suizid folgt. Da bin ich froh in Deutschland zu leben, selbst wenn hier noch nicht alles perfekt ist und auch Trans*Menschen noch sehr oft Ablehnung erfahren. Aber auch hier entwickeln sich Tendenzen, denen ich mit Besorgnis entgegen blicke. Für die sozialen Netzwerke mag es Regeln geben, die die Menschen vor Übergriffen bewahren, aber außerhalb davon wird es schwierig, denn bei den meisten die handgreiflich werden, stößt ein Nein nur auf taube Ohren. Und solange der Rest nur wegsieht, steht man alleine dem Angreifer gegenüber …

2 Kommentare

  1. Es ist schrecklich, was du durchmachen musst. Bisher ist mein Äußeres noch Tarnung dafür, dass ich kein Mann, sondern eine Transfrau bin.
    An dem einen Abend, an dem ich bisher als Frau gekleidet (6,7cm-High Heels, roter Minirock, Netzoberteil – drunter weißer BH und schwarzer String – und Langhaar-Perücke) draußen war, erntete ich nur Blicke. Eine Rentnerin schaute mich total grimmig an, was mir sehr gefiel. Andere Blicke waren amüsiert, aber keiner rief „Transe“, was mich eh nicht gestört hätte.
    Ich meine, es ist zwar eine Beleidigung, aber wenn ich Geschichten über mich schreibe, verwende ich immer wechselnde Begriffe für mich – eben auch „Transe“.

    • Ich hingegen sehe „Transe“ als Beleidigung und kann nicht verstehen, warum andere den Begriff für sich nutzen. Natürlich muss man auch mit fragenden und abfälligen Blicken rechnen, wenn man sich auffällig kleidet. Jeder muss selbst für sich entscheiden, ob sie in der Menge untergehen möchte oder herausstechen. Dann darf sich über Reaktionen aber auch nicht beschwert werden. Das nur als kleiner Tipp, auch wenn dein Kommentar nur wenig mit meinen Beitrag zu tun hat.

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