Faktencheck

Faktencheck: Wie man Trans*Menschen unterstützt

… im Leben anzukommen, statt sich ausgegrenzt zu fühlen.
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Als Trans*Mensch hat man es nicht immer leicht, dass bekomme selbst ich manchmal zu spüren, wenn auch nicht in allen Dingen. Trotz dass dieses Thema in aller Munde ist, haben Außenstehende immer noch Berührungsängste oder Probleme damit, wie sie mit diesem Thema richtig umgehen sollen. Von Daher, hier mal ein kleiner Leitfaden zum richtigen Umgang (der eigentlich selbstverständlich sein sollte, es leider aber immer noch nicht ist):

Trans*Frauen / Trans*Männer sind Frauen / Männer

Für viele Außenstehende steht hierbei immer die Vorgeschichte im Hintergrund und behandeln Trans*Menschen auch dementsprechend. Viele tun sich schwer damit, das neue eigentliche Geschlecht anzuerkennen und versuchen drum herum zu reden, in dem sie diese Menschen als etwas „besonderes“ bezeichnen. Und das tut weh, denn das zeigt, dass man nicht akzeptiert wird, als das was man eigentlich ist: Eine Frau oder ein Mann, je nach dem Geschlecht, in dem man auftritt und nach vielen Hürden auch in den Ausweispapieren steht. Mit solchen Aussagen wird man eher zum Gesprächsthema, anstatt dass man hilft, es zur Normalität werden zu lassen. Deshalb verheimlichen viele Trans*Menschen ihre Vergangenheit, um einfach leben zu können. Sicherlich gibt es ein paar spezielle Persönlichkeiten, die als etwas besonderes gelten wollen. Doch diese haben es sich selbst ausgesucht und wurden nicht von anderen zu etwas besonderem gemacht. Die meisten wollen ein normales Leben führen und das wird ihnen genommen, wenn sie nicht akzeptiert werden, was sie sind. Zum besseren Verständniss, es geht hier nicht um die Akzeptanz: „Ich akzeptiere, dass du bist wie du bist und ein Leben als Frau / Mann führst!“ sondern um „Du bist für mich eine ganz normale Frau / ein ganz normaler Mann!“. Es ist ein kleiner aber feiner Unterschied, der gerade Trans*Menschen viel bedeutet und auch zeigt, wie sehr ihr Umfeld hinter ihnen steht. Trans*Frauen / Trans*Männer sollten wie biologische Frauen / Männer behandelt werden, alles andere zählt als Diskriminierung.

Den richtigen Namen und Pronomen benutzen

Es ist wie ein zweiter Geburtstag, wenn der neue Name endlich im Ausweis steht. Ein Name, der zum eigentlichen Geschlecht passt. Dieser Schritt ist enorm wichtig, doch er sollte nicht erst der Moment sein, in dem Außenstehende ihn benutzen. Spätestens mit dem Beginn des Alltagstest, sollte von allen nur noch der gewählte Name genutzt werden und natürlich auch die dazugehörigen passenden Pronomen. Es zählt nicht als Ausrede, dass im Pass ja etwas ganz anderes steht. Jeder Trans*Mensch geht einen anderen Weg, macht eine andere Entwicklung durch. Und um zu dem jeweiligen (angestebten) Geschlecht zu gehören, ist es nicht wichtig, ob man schon alle angleichenden OPs hinter sich hat oder noch am Anfang steht. Manche entscheiden sich dazu, gar keine angleichenden Maßnahmen zu unternehmen, denn selbst in der heutige Zeit sind diese immer noch voller Risikos. Selbst die Hormontheraphie bedeutet einen riesigen Eingriff in den Körper, der nicht ohne Folgen bleibt. Von daher ist wichtig, die Entscheidungen, welchen Weg man am Ende eingeschlagen hat, zu akzeptieren und nicht davon abhängig macht, wie die betroffene Person angesprochen wird.

Für Trans*Menschen in der Anfangszeit ist es wichtig, dass sie jede mögliche Unterstützung bekommen, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Denn gerade in dieser Zeit fällt es vielen noch schwer, mit verschiedenen Situationen umzugehen (was natürlich nicht heißt, dass es automatisch leichter wird, wenn man vieles schon hinter sich gebracht hat), was oft zu Depressionen führt. Wenn schon jemand den Mut aufbringt, sich als Trans* zu outen, dann sollte man auch so viel Mitgefühl mitbringen, den neuen Weg der Person zu akzeptieren. Hierbei sollte immer im Hinterkopf behalten werden: Es ist keine freie Entscheidung, jetzt einfach mal als Frau / Mann leben zu wollen, weil es einem danach ist und man mal was neues ausprobieren will. Nein, Trans*Menschen versuchen ihrer Seele endlich das Leben zu ermöglichen, was es hätte schon immer sein müssen, was aber andere Umstände verhindert haben.

Und wie schon kurz angesprochen: Auch die richtige Anrede ist wichtig. Vor allem der richtige Gebrauch von Pronomen fällt vielen gerade in der Anfangszeit schwer, wenn man einen Menschen seit vielen Jahren in einem anderen Geschlecht begleitet hat. Und gerade wenn man neue Menschen kennenlernt, versucht man an Äußerlichkeiten das Geschlecht auszumachen: Kleidung, Aussehen, Stimme. Dabei sollte nur eines ausschlaggebend sein – Der Name! Ist er weiblich, dann ist die entsprechende Person als SIE anzusprechen, ist er männlich dann mit ER. Natürlich gibt es auch ein drittes Geschlecht und in anderen Sprachen viele weitere Pronomen, um eine Person korrekt anzusprechen, doch in der deutschen Sprache sind wir noch weit davon entfernt. Deshalb sollte man bei Unsicherheit die betreffende Personen immer selbst befragen. Am besten unter vier Augen, in einer ruhigen Situation.

Integrieren statt ausgrenzen

Endlich angekommen zu sein heißt, endlich das Leben zu genießen, welches man vorher nur von außen heimlich beobachtet hat. Sobald man sein Outing hinter sich hat, möchte jeder Trans*Mensch natürlich auch die Dinge tun, die ihm vorher verwehrt waren, weil ein Mann oder Frau diese Dinge nicht machen. Da ist es ganz egal, welche Aktivitäten es sind, denn schon ganz normale Dinge, wie ein Kinobesuch oder ein Essen im Restaurant werden am Anfang zu kleinen Herausforderungen. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig jemanden an der Seite zu haben, von der man Unterstützung erfährt. Vielen helfen zu Beginn der Besuch von Selbsthilfegruppen, die inzwischen alle möglichen Aktivitäten organisieren und damit einen geschützten Bereich anbieten. Doch es kommt die Zeit, in der man aus dieser Sicherheit ausbrechen sollte und sich unter „normale“ Menschen mischen. Schließlich ist dies der Lebensraum, in dem Mann oder Frau sich in Zukunft bewegen will. Hierbei sind die Außenstehenden gefragt, egal ob Freunde, Bekannte, Kollegen*innen. Sie alle können helfen, dass Betroffene sich in einem gewohnten Umfeld in ihrer neuen und ungewohnten Rolle wohlfühlen. Sie sollten Trans*Menschen intergrieren bei Gesprächen und Aktivitäten. Doch dafür müssen sie lernen, die Vergangenheit auszublenden, damit sie sich auch darauf einlassen können. Keiner möchte von Frauengesprächen ausgeschlossen werden, weil sie früher das Leben eines Mannes führen musste. Niemand möchte beim Kraftsport an die Seite gestellt werden, weil sie früher nur ein schwaches Mädchen war. Die neuen Leben sollten so akzeptiert werden, als hätten diese Trans*Menschen das Glück gehabt, diese Leben seit ihrer Geburt zu führen. Gemeinsam können Ängste abgebaut werden und das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Normalität durch Integration. Das macht es auch Außenstehenden und Betroffenen einfacher, die Vergangeheit zu vergessen und im Hier und Jetzt zu Leben. Alles andere führt nur dazu, dass Trans*Menschen sich zurückziehen.

Depressionen und Suizidgedanken sind gerade bei Jugenlichen Trans*Menschen sehr hoch, denn sie können die Erfahrungen einer normalen Pubertät nicht machen, wenn ihr falsches Geschlecht zu spät erkannt wird. Sie kommen mit den Entwicklungen nicht zurecht, die ihr Körper durchmacht, denn es entfernt sie immer weiter von dem, was sie eigentlich sind. Gerade im jungen Alter ist ein Freundeskreis wichtig, dem die Einteilung in Jungen und Mädchen noch nicht so viel Bedeutung geschenkt wird. Somit können sich die Betroffenen ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Und es gibt viel zu lernen. Gewohnheiten und Rollenprägungen müssen abgelegt werden, neue Gefühle entwickelt und Klischees überdacht werden. Tragen Frauen wirklich immer hohe Schuhe und kurze Röcke? Sind Männer Machos und muskelbepackt? Entweder man hatte diese Vorstellung des anderen Geschlechts vorher noch nicht, oder man sucht sich Hilfe und die Erfahrung von biologischen Mitmenschen, um die Erfahrungen zu bekommen. Gemeinsame Einkäufe, Beratungen, Unternehmungen, all das stärkt das neue Leben und bringt Trans*Menschen der Normalität näher. Und sie haben nur wenig Zeit, um teilweise Jahrzehnte wieder aufzuholen.

Trans* zur Normalität werden lassen

Ein großer Punkt, bei dem vor allem Außenstehende etwas beitragen können. Trans* sollte endlich zur Normalität werden, weg vom exotischen und besonderen, damit diejenigen, die ein ganz normales Leben führen wollen, es auch können. Es gibt nicht hinderliches, als ständig an seine Vergangenheit erinnert zu werden. Gerade in Momenten, wenn man sich angekommen fühlt. Wann Trans*Menschen darüber sprechen wollen, entscheiden sie selbst. Sie wollen nicht dazu gezwungen werden, schon gar nicht, weil Außenstehende ihnen zuvor gekommen sind. Diese Vergangenheit gehört nur ihnen, ob sie sie mit anderen teilen, sollte ihnen überlassen werden. Es sollte auch vermieden werden, Themen damit zu beginnen, wie „Du warst doch mal ein Mann / Frau …“ (somal der Satz eh völlig falsch wäre, da sie ja nur als Mann / Frau gelebt haben. Mehr dazu HIER).

Transsexualität ist weder etwas besonderes, noch krankhaftes, noch ein Trend. Transsexuell zu sein bedeutet, für eine gewisse Zeit ein Leben geführt zu haben, das nicht der Wirklichkeit entspricht, sondern auf einem Fehler beruht. Und wenn man es endlich geschafft hat diesen Fehler zu beheben, dann sollte man auch sein Leben in vollen Zügen genießen können, ohne ständig mit der Vergangeheit konfrontiert zu werden.

Es wäre ein bisschen so, als würde man eine Person wieder und wieder auf einen Fehler hinweisen, nur das Trans*Menschen in diesem Fall nichts dafür können. Der Begriff Trans*Frau oder Trans*Mann soll es auch nur Betroffenen ermöglichen, andere mit einer ähnlichen Biografie zu finden, um an Informationen zu kommen. In der Welt außerhalb von Medien und der digitalen Autobahn wird sich kaum jemand mit „Ich bin eine Trans*Frau / ein Trans*Mann vorstellen!“, also sollten es Außenstehende auch nicht tun. Die meisten wollen lieber in der Masse untertauchen und ein Teil vom großen Ganzen werden, anstatt einer belächelten und diskriminierten Randgruppe anzugehören. Deshalb sollten eventuelle Unterschiede Menschen nicht ausgrenzen oder zu etwas besonderem machen. Sie sollten ausgeblendet und als unwichtigt erachtet werden. Zwar haben wir alle unterschiedliche Biografien, doch am Ende sind wir alles Menschen.

Und auch wenn es vielleicht noch so interessant ist, sollten Außenstehende davon absehen, Trans*Menschen wie besondere Objekte zu betrachten (Die Beschreibung „wie Tiere im Zoo“ trifft teilweise ebenfalls zu). Es gibt unendlich viele Fragen, die Trans*Menschen gestellt werden: Wie machst du das mit dem Sex? Sind deine Brüste echt? Darf ich mal anfassen? Kann ich mal schauen wie das aussieht? Stellt euch einfach mal vor, Trans*Menschen würden euch all diese Dinge fragen. Ihr wäret empört? Zurecht! Und Trans*Menschen sind es ebenfalls. Um solchen Dingen vorzugreifen, gibt es viele Trans*Menschen (so wie ich auch), die für Interessierte auf ihren Webseiten darüber Auskunft geben. Das sollte auch reichen.

Gegen Diskriminierung einsetzen

In der heutigen Zeit von sozialen Netzwerken ist offene Meinungsfreiheit allgegenwärtig. Und diese führt leider oft auch zu Hasskommentaren. Viele Trans*Menschen werden beschimpft und beleidigt. In Extremfällen wird ihnen sogar der Tod gewünscht. Doch nicht nur im Internet, fühlen sich Trans*Menschen Anfeindungen ausgesetzt. Der Hass ist überall zu finden. Unterstützung dagegen leider viel zu selten. Viele ziehen es eher vor zu schweigen, anstatt sich für Trans*Menschen einzusetzen. Man muss nicht immer selbst betroffen sein, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Nicht zu sagen und es zu zu lassen ist auch ein Form von wegsehen. Damit wird anderen die Möglichkeit gegeben ihren Hass auszuweiten. Für Trans*Menschen eine harte Zeit. Eine Zeit, in der sie gerade bei den ersten Schritten schon mit anderen Dingen kämpfen: Ein Körper, der nicht zu ihnen passt. Ein Name, der etwas anderes über sie aussagt. Ein Umfeld, dass sie ausschließt. Wenn man von allen Seiten beschossen wird, dann ist es selbstverständlich, dass schwache Seelen aufgeben, um all dem zu entfliehen. Und selbst starke Perönlichkeiten zerbrechen irgendwann. Doch muss es wirklich soweit kommen? Jeder kann einen Teil dazu beitragen, dass Trans*Menschen nicht ausgeschlossen werden, sondern als „normal“ angesehen werden. Deshalb sollte Gewalt, egal ob in schriftlicher, verbaler oder körperlicher Form gemeldet und angezeigt werden. In den sozialen Netzwerken können Hasskommentare und Profile inzwischen gemeldet werden, nur wird diese Möglichkeit immer noch viel zu selten genutzt. Dabei kostet es kaum Zeit und bedeutet meistens nur einen oder zwei Klicks.

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