Klartext – Jetzt rede ich: Drag eine Kunst nur für Männer?
Die Kunst der Verwandlung gibt es schon seit Ewigkeiten, doch in der heutigen Zeit, gibt es immer mehr Kämpfe darum, wer sich denn dazu zählen darf. Darf eine Frau als DragQueen auftreten? Bin ich als transsexuelle Frau noch eine Travestiekünstlerin? Wie in vielen anderen Bereichen, scheint die Welt des Drag auch nur von Männern beherrscht zu werden, die oftmals nichts anderes zulassen oder es nicht als gleichwertig sehen. So entstehen immer wieder Diskussionen in der Szene, um ein und die selben Themen, aber ohne Lösung. Ist die Offenheit vielleicht doch nicht so groß?
Es gibt viele tolle DragQueens, die die Welt ein bisschen bunter machen und auf so manche Party einen Glamourfaktor bringen. Aber es gibt auch viele Queens, denen es nur wichtig ist gesehen zu werden und einen hohen Bekanntheitsgrad zu haben. Und Frauen, die diese Kunst ausüben (oder wollen) werden oft nur müde belächelt. Von offenen Armen keine Spur. Dabei gibt es so viele „Bio“Mädels, die diese Kunst lieben und gerne ein Teil davon sein wollen. Aber anscheinend haben viele Angst, das ihnen etwas weggenommen wird. Als wenn Brüste auf der Bühne mehr zählen würden, als eine tolle Performance, Ausstrahlung und Leidenschaft …
Ich bin ja schon seit vielen Jahren in der Szene unterwegs, doch ich muss sagen, so eine große Missgunst und Konkurrenzdenken, wie hier, ist mir in anderen Bereichen noch nicht untergekommen. Jede versucht die Beste zu sein (was ja auch nicht schlimm ist) und andere schlecht dastehen zu lassen oder nieder zu machen. Selten gibt es ein Miteinander, zu oft nur ein Gegeneinander. Die Kunst rückt da oftmals in den Hintergrund. Zu oft. Ich finde gerade Kunst sollte offen für alle sein und nicht nur für einige wenige bestimmt. Schließlich setzen sich alle für Toleranz und Akzeptanz ein. Wenn man das fordert, so sollte man es schließlich auch anderen entgegenbringen. Aber für viele scheint das heute nicht mehr wichtig zu sein. Das eigene ICH steht nur im Vordergrund, alles andere zählt nicht.
Doch es geht auch anders: DragQueens wie Barbie Breakout, die ihre Bekanntheit einsetzt um auf ernste Themen und Missstände hinzuweisen, oder Katy Böhm, die auch mal zeigt, das Drag nicht immer nur aus Glitzer besteht, sondern der Mensch dahinter auch Probleme hat. Ich hab die beiden zwar noch nie getroffen, aber verfolge was sie treiben. Und ich glaube für viele sind sie auch ein Vorbild.
Ich verstehe diesen ganzen Rummel eh nicht und mir ist es immer peinlich, als Travestie-Star bezeichnet zu werden. Ich bin kein Star, ich habe nichts außergewöhliches gemacht, um diesen Titel zu erhalten. Und wenn, dann wäre er mir auch nicht wichtig. Ich bin eine Künstlerin mit Herz und Seele, das andere ist alles nur Schall und Rauch und macht mich nicht zu einem besseren Menschen. Mir ist es wichtig auf der Bühne zu stehen und dem Publikum ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und da ist es völlig egal ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Denn am Ende zählt nur die Leistung. Und die Liebe zu der Kunst der Verwandlung.
Sicher, ich habe nicht die Reichweite, wie viele meiner „Schwestern“, aber ich nutze sie, so gut ich kann, um vielleicht auch etwas im kleineren Kreis zu ändern. Und wenn dann jeder ein bisschen mithilft, wird die Welt morgen vielleicht etwas offener und tolleranter …
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