(frei nach einer Sage der Brule Sioux, aufgezeichnet von Richard Erdoes)
Eine hübsche winchinchala[ref]lakota Mädchen[/ref] war noch nie mit einem Mann zusammengewesen, und Iktome wollte unbedingt mit ihr schlafen. Er kleidete sich wie eine Frau und begab sich auf die Suche nach dem Mädchen. Er fand sie, als sie gerade im Begriff war einen Fluss zu überqueren. „Hou mashke[ref]lakota Freundin, Liebes (Frau zu Frau)[/ref], wie geht es dir, meine Freundin?“ sagte er. „Lass uns zusammen hinüberwaten.“ Sie hoben ihre Roben hoch und stiegen ins Wasser.
„Du hast aber sehr behaarte Beine“, sagte das Mädchen zu Iktome.
„Das liegt daran, dass ich älter bin. Bei manchen Frauen, die älter werden, ist das eben so.“
Das Wasser wurde tiefer, und sie hoben ihre Roben höher. „Du hast auch einen sehr behaarten Hintern“, sagte die winchinchala zu Iktome.
„Ja, bei einigen ist das so“, antwortete Iktome.
Das Wasser wurde noch tiefer, und sie hoben ihre Roben sehr hoch. „Was ist das für ein seltsames Ding, das zwischen deinen Beinen baumelt?“ fragte das Mädchen, das noch nie einen nackten Mann gesehen hatte.
„Ach“, klagte Iktome, „das ist eine Art Auswuchs, wie eine große Warze.“
„Das ist aber sehr groß für eine Warze.“
„Ja. Schlimm! Ein böser Zauberer hat sie mir angehext. Sie ist lästig, sie ist schwer, sie tut weh, und sie ist im Wege. Wie gern wäre ich sie los!“
„Meine ältere Schwester“, sprach das Mädchen, „du tust mir leid. Wir könnten das Ding abschneiden.“
„Nein, nein, meine jüngere Schwester. Es gibt nur einen einzigen Weg, es loszuwerden, weil es von einem Zauberer dort hingesetzt worden ist.“
„Und wie kannst du es nun loswerden?“
„Ach, mashke, das Einzige wäre, es da hineinzustecken – zwischen deine Beine.“
„Meinst du wirklich? Na schön, ich denke, Frauen sollten einander helfen.“
„Ja, pilamaye, danke, du bist sehr liebenswürdig. Steigen wir doch aus dem Wasser und gehen da drüben hin, wo das Gras weich ist.“
Der Spinnenmann brachte das Mädchen dazu, sich ins Gras zu legen. Dann legte er sich auf sie und drang in sie ein. „Meine Güte“, sagte das Mädchen, „das Ding ist wirklich groß. Und es tut mir ein bisschen weh.“
„Stell dir vor, wie weh mir das erst tun muss!“ erwiderte Iktome schwer atmend.
„Jetzt tut es nicht mehr so weh“, sagte das Mädchen. Als Iktome fertig war, stieg er von dem Mädchen. Die winchinchala schaute nach und meinte: „Wahrhaftig, es ist schon kleiner geworden.“
„Ja, aber es ist noch nicht klein genug“, entgegnete der Spinnenmann. „Das ist ein schweres Stück Arbeit. Lass mich ein wenig verschnaufen, dann müssen wir es noch einmal versuchen.“ Nach einer Weile bestieg er das Mädchen zum zweiten Mal.
„Es ist eigentlich gar nicht so schlimm“, sagte die unwissende winchinchala. „Das Ding scheint aber wieder größer geworden zu sein. Das ist wahrlich ein mächtiger Zauber.“
Iktome war zu beschäftigt, um ihr zu antworten. Als er fertig war, löste er sich von dem Mädchen. „Es ist kaum besser geworden“, stellte diese fest.
„Wir müssen Geduld und Ausdauer haben“, erklärte Iktome. So gingen sie nach einer Weile abermals an die Arbeit.
„Tut es sehr weh, mashke?“ fragte das Mädchen Iktome.
„O ja, aber ich bin stark und tapfer“, antwortete Iktome,“ ich kann es aushalten.“
„Ich kann es auch aushalten“, fügte das Mädchen hinzu.
Nachdem sie es ein viertes Mal probiert hatten, stellte sie fest: „Es ist gar nicht so unangenehm. Aber ich muss dir sagen, ältere Schwester, ich glaube nicht, dass du dieses seltsame Ding jemals loswirst.“
„Ich habe da auch meine Zweifel“, erwiderte der Spinnenmann.
„Nun ja“, meinte die unwissende winchinchala, „man kann sich vielleicht daran gewöhnen.“
„Ja, mashke“, pflichtete Iktome ihr bei, „man muss eben das Beste daraus machen. Aber lass es uns doch zur Sicherheit noch einmal versuchen.“