Das gleiche Ziel, ein langsamerer Weg
Immer wieder erreichen mich Nachrichten, oder Kommentare, wo ich gefragt werde, ob ich mir es vielleicht anders überlegt habe. Denn immerhin sind meine ersten Therapiesitzungen und der Anfang meiner Hormontherapie über drei Jahre her. Eine Zeit, in der andere schon alles hinter sich gebracht haben, angefangen bei der Namensänderung. Ich kann euch beruhigen: Es ist alles gleich geblieben und ich gehe meinen Weg weiterhin. Nur etwas langsamer, wofür ich sicherlich von vielen anderen Transsexuellen müde belächelt werde. Oder mir solche Dinge anhören muss, das ich es gar nicht ernst meine. Keine richtige TS wäre. Gibt es das? Richtige und Falsche? Aber von so etwas lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen.
Die Menschen, die mich kennen, können sich mich gar nicht anders vorstellen. Auch wenn sie wissen, welche Schwierigkeiten und Probleme es für mich bedeutet. Doch sie wissen wie gut es mir tut, das es der richtige Weg ist. Der einzige! In einigen Texten habe ich schon immer wieder anklingen lassen, warum ich mir die Zeit nehme und nicht durch meine Transition hetze: Ich möchte mir und meinem Umfeld genügend Zeit geben, sich an dieses neue Leben zu gewöhnen. Ich hab viele Dinge neu zu erlernen, zu entdecken. Und auch mein Umfeld, egal ob Familie, Freunde oder Kollegen, müssen sich auch an die neue Situation gewöhnen. Es hätte für beide Parteien nichts gebracht, mit einem Holzhammer vorzugehen und alle vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Ich weiß auch gar nicht, ob ich damit so gut klar gekommen wäre, wenn plötzlich alles so schnell vorbeigewesen wäre. Ich in kürzester Zeit an meinem Ziel gewesen wäre. Ich bin schon zu lange in dieser Szene unterwegs und kenne Trans*Frauen, die von all dem so überrollt wurden, dass sie von heute auf morgen verschwunden waren. Manche gingen auch den Schritt wieder zurück, zu ihrem alten Leben. All das, ist eine wichtige und lebensverändernde Entscheidung. Es sollte alles gut überlegt sein und nicht all zu voreilig gehandelt werden. Das ist zumindest meine Meinung. Und ich weiß, dass ich damit ziemlich alleine da stehe. Ist mir aber egal. Denn schließlich ist es mein Leben.
Ich bin wieder einige Schritte weiter und es sieht ganz gut aus, dass ich spätestens Ende Sommer meine neuen Papiere in den Händen halten kann. Was für mich ein weiterer und wichtiger Schritt ist. Hab ich das erreicht, dann mache ich mir Gedanken über die nächsten. Aber bis dahin genieße ich das hier und jetzt und die Freiheit, schon jetzt ohne all das so leben zu können, wie es für meine Seele am Besten ist …
Liebe Stella, Du machst das genau richtig! Auch ich habe festgestellt, wie wichtig es ist, „die Anderen“ mitzunehmen, wobei es mit den einen schneller, mit den anderen langsamer geht. Mit Voranpreschen und sein Umfeld vor vollendete Tatsachen stellen, stößt man die meisten Mitmenschen eher vor den Kopf. Ich persönlich habe in inzwischen zig Einzelgesprächen festgestellt, dass es sich lohnt, sich für uns wichtige Menschen Zeit zu nehmen und (das überraschte mich besonders!) die überwältigende Zahl von Menschen uns Trans*Frauen viel positiver gegenüber steht, als ich mir das jemals hätte vorstellen können.
Dir weiter viel Erfolg und Lebensglück auf Deinem Weg und vor allem nette Menschen, die Dich begleiten!
Alles Liebe! Manu